Meine sächsische Grossmutter
buk jeden Dezember wohl mindestens fünf grosse Stollen.
Diese packte sie in Holzkisten gut verschlossen zur Aufbewahrung auf dem kalten Dachboden. Stollen um Stollen wurde heruntergeholt, aufgeschnitten und zum Kaffee genossen.
Manchmal gab es Stollen bis beinahe zu Ostern!
Als Bub
musste ich dafür wiederholt jeweils für 10 Rappen «Presshepf» – Frischhefe – vom Gemischtwarenladen holen.
Später bittere Mandeln (für die ich keinen Nachweis liefern musste: ich war ja an der Quelle – pssst! 🤫).
Heute sind Bittermandeln selbst in der Apotheke wohl nicht mehr überall erhältlich.

Das Rezept meiner Grossmutter
blieb zum Glück erhalten und ich gebe es gerne weiter.
Einzig Zitronat habe ich durch kandierten Ingwer ersetzt und auch etwas Orangenschale beigefügt, als Bittermandel-Aroma keine Essenz, sondern selbst angesetzten Amaretto verwendet. Ausserdem formte ich aus der halben Rezeptmenge (500 g Mehl) kleine Stollen, anstelle eines grossen (1 kg Mehl).
Dieses Rezept
ist reichhaltig: die kandierten und getrockneten Beigaben sowie Mandeln machen etwa die Hälfte des Mehlgewichts aus. Eine zusätzliche Marzipan-Einlage erübrigt sich bestimmt!

DRESDNER CHRISTSTOLLEN
für 12 kleine oder für einen mittelgrossen Stollen
50 g Orangeat, gehackt
30 g kandierter Ingwer, sehr fein gehackt (oder 50 g Zitronat)
2 EL Amaretto
100 g Sultaninen (oder Rosinen)
75 ml Rum
1 AM VORTAG
Orangeat und Ingwer mit Amaretto, Sultaninen mit Rum mischen. Beides zugedeckt ziehen lassen.
Oder alles mit etwas mehr Rum (statt Amaretto) und wenig Bittermandel-Aroma mischen.
75 g Mandeln geschält (oder Mandelstifte)
_____
50 g Frischhefe (1,5 Würfel), oder 16 g Trockenhefe (1 EL + 1 TL)
1 TL Zucker
150 ml Milch
_____
90 g Butter
1 Ei (M)
2 AM BACKTAG
Mandeln grob hacken.
Hefe mit Zucker und wenig von der Milch mischen, 15 Minuten stehen lassen.
Butter in einem Pfännchen sanft schmelzen.
Restliche Milch beigeben. Fingerprobe: es darf nur lauwarm sein! Ei dazugeben, alles verquirlen.
500 g Weizenmehl T550
100 g Zucker
1 TL Vanillezucker
1/2 TL Salz
1/2 TL Macis (Muskatblüte), Pulver
1 unbehandelte Zitrone, abgeriebene Schale
1/2 unbehandelte Orange, abgeriebene Schale
alles mit dem Rührbesen der Küchenmaschine mischen.
Hefe- und Butter-Milch-Ei-Mischung zum vorbereiteten Mehl geben.
Kurz kneten (Knethaken), dann Orangeat-Mischung beigeben.
15 Minuten kneten, während den letzten 5 Minuten die Sultaninen und die Mandeln darunterkneten.
Der Teig sollte sich nun von der Schüssel lösen.
3 REIFEZEIT
Zugedeckt 90 Minuten gehen lassen, dabei nach 45 Minuten den Teig rundherum zur Mitte falten.

Teig auf leicht bemehlter Arbeitsfläche in 12 Portionen zu ca. 100 g teilen. Kugeln formen, oval flachdrücken und halb überschlagen. Auf ein Blech mit Backpapier setzen.
Oder lediglich einen grösseren Stollen formen.
Zugedeckt nochmals 30 Minuten gehen lassen.
4 BACKEN
Backofen auf 150 °C (O+U) vorheizen.
Die kleinen Stollen 15 Minuten anbacken.
Temperatur auf 200 °C erhöhen und ca. 10 Minuten fertig backen.
Für einen grösseren Stollen gelten etwa die doppelten Zeiten (30+20 Minuten).
Nicht zu dunkel werden lassen.
2–3 EL Butter
Puderzucker
5 FERTIGSTELLEN
Butter schmelzen, die Stollen damit bepinseln und grosszügig mit Puderzucker bestreuen.

Tipp: wer ein ausgeprägteres Bittermandel-Aroma wünscht, verwendet zusätzlich etwas Bittermandel-Essenz.
Das sieht ganz wunderbar aus lieber Felix! Gerade habe ich einen Bericht gesehen, der zeigte, wie sehr mit dem Begriff „Dresdner Stollen“ geschludert wird, nur um das begehrte Siegel zu bekommen. Ein Hoch auf deine Oma und das du die Tradition fortführst!
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Hier gibt es keinen Wettstreit um ein Siegel – es geht einmal mehr einfach um ein traditionelles, möglichst authentisches Gebäck!
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Hey lieber Felix, bin schon mitten im Weihnachtstaumel, frage mich gerade, ob sich das nicht seltsam anfühlt, in Thailand Dresdner Christstollen zu produzieren und zu essen…? 🙂 Herzlichst aus Zürich. A
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Ein bisschen seltsam war Weihnachten in den ersten paar Jahren hier in den Tropen schon – zumal es in meiner direkten, buddhistischen Umgebung gar nicht stattfindet, abgesehen von künstlichen, überladenen und blinkenden Christbäumen in den Resorts, in denen ich jedoch nichts zu suchen habe. In den Supermärkten «jingelt» und «bellt» es ein bisschen, auch Flitterkram und ausladende Geschenkkörbe werden angeboten: die unsägliche Schenkerei wird auch hier von den Geschäften angetrieben.
Ein Stollen, ein paar Plätzchen und eine Ente gehören für mich dennoch in diese Zeit.
Mit besten Grüssen aus Fernost, Felix
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So ein tolles Rezept, dein Ergebnis überzeugt voll und ganz.
Ich stell mich schon mal an die Haustür und warte auf ein mit Christstollen gefülltes Päckchen, was mir der der Postbote vorbeibringt.
Gut durchgezogen ist er dann auf jeden Fall.
Man darf doch mal träumen dürfen. Lächel.
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Danke Jesse-Gabriel!
Von etwas zu träumen finde ich immer gut.
Ob der Weihnachtsmann – oder wer immer – dir einen Stollen zustellen kann, weiss ich natürlich auch nicht: konnte ihm keine näheren Angaben machen…
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Wenn Erinnerungen an einem Gericht oder Rezept hängen, dann ist das immer etwas Besonderes. Genau so sieht der Stollen nach dem Rezept deiner Oma auch aus.👍
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Für uns ist es selbstverständlich der ALLERBESTE!!!
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