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Oder hier: mir den Ärger von der Seele schreiben!
Es gibt kaum etwas ärgerlicheres, als der Ausfall eines proppenvollen Tiefkühlschranks!
Diesen Ärger muss ich mir hier mal von der Seele schreiben.
Eine positive Seite hatte der ganze Zirkus dennoch: man kann sich von Altlasten, die in den Tiefen – bzw. Schubladen – eines Tiefkühlers schlummern, befreien!
SONNTAGMORGEN
Nach dem Frühstück hole ich ein Stück Rindsfilet und eine Rolle ausgewallten Blätterteig aus meinem grossen Tiefkühlschrank. Heute will ich diese Mini-Filets «Wellington» zubereiten!
Seltsam: das Licht ging nicht an beim Öffnen der Türe. Das Fleisch zwar gefroren, die Teigrolle jedoch eher nicht.
Der Tiefkühler ist ausgefallen!

Sofort Panik. Nein, keine Panik, eher kühles Überlegen, was zu tun ist.
Überprüfen, ob vielleicht nur diese eine Steckdose im Abstellraum keinen Strom hat.
Verlängerungskabel zur Steckdose im Eingangsbereich muss her. Habe aber keines, wo der abgewinkelte Dreipol-Stecker passt.
Rasch die Musikanlage ausgeschaltet, diese und weitere Geräte beziehen Strom von einer Mehrfachleiste mit langem Kabel.
Dort passt auch der Stecker. Der Tiefkühler bekommt nach wie vor Strom.
Im Display an der Türe flackert ganz aufgeregt «88.88», gefolgt von einer Temperaturanzeige «+14 Grad».
Wir rufen die Kurzwahl für das «Kooolsenta» (Call Center!) an.
Eine freundliche Dame, die sogar für die Marke meines Geräts zuständig ist, rät unverbindlich: «Stecker ziehen, 10 Minuten warten, wieder einstecken!».
Wird gemacht. Auf der Anzeige sehe ich gerade noch «+12 Grad» (etwas scheint also doch noch zu funktionieren!), die «88.88» blinkt immer wieder dazwischen. Dann also den Stecker gezogen.
Nach «Stecker raus», warten, wieder rein, passiert nun leider rein gar nichts mehr, nicht einmal dieses Flackern.
Die nochmals angerufene Center-Dame verspricht, einen Reparatur-Auftrag auszulösen.
Dass an einem Sonntag niemand kommt, ist mir schon klar.
Aber wie es in Thailand eben so geht: vorerst geht gar nichts.
Es gibt also heute diese Mini-Filets «Wellington» (sehr zu empfehlen!) und einen Rest grüne Erbsen aus dem TK.

MONTAG
Ich räume fast den ganzen Inhalt des Tiefkühlers in drei grosse Styropor-Boxen, die ich zum Glück aufbewahrt habe. Sie dienten mir, wenn ich den bisherigen Tiefkühler abtauen musste.
Mit in die Boxen kommt ein halbes Dutzend 1,5-Kilo-Säcke mit Eiswürfeln, die es hier an jeder Ecke zu kaufen gibt.
So viel wie möglich kommen von den Sachen, die unbedingt gefroren bleiben müssen, in die TK-Schublade meines Kühlschranks in der Küche, in welcher es jedoch nicht genügend Platz für alles gibt.
Gnocchi, selbstgeformte Pasta, Pilze (alles vakuumiert), Eiweiss, welches ich für ein spezielles Gebäck gesammelt habe, Flügelspitzen und Abschnitte vom Parieren von Geflügel (zum Kochen für unseren Hund), drei Sorten Glacé und noch so einiges hat keinen Platz und wird sofort entsorgt.
Am Montag-Mittag ruft endlich jemand an: ein Techniker würde kommen.
Nicht etwa heute, erst morgen.
Es gibt ein Rinds-Ragoût (aus dem TK!) und Spätzli (TK!).

Der Tiefkühlschrank fasst etwa 250 L.
Zum Glück ist darin nur wenig Fleisch gebunkert, kann ich ja frisch kaufen. Ausgenommen Rindsfilet, welches ich hier in der gewünschten Zartheit nur gefroren bekomme.
Aber so manche Gerichte, die ich in doppelter Menge zubereite und eine Hälfte einfriere:
• Ragoût, halbe Pizza, Lasagne.
• Gemüsebrühe, Hühnerbouillon, und Fond.
• Sugo aus frischen Tomaten, portioniert.
• Gesammelte Gemüseabschnitte, Tomatenschalen, um wieder Bouillon zu kochen.

• Pilze, die ich manchmal auf Vorrat einfriere.
• Gefroren gekauftes Gemüse: grüne Erbsen und Blattspinat.
• Früchte (Aprikosen, Erdbeeren), Cranberries und Waldbeeren, aus denen ich zuweilen Konfitüre koche.
• Drei Sorten Eiscrème (Papaya-Kokos, Ananassorbet und Schokoladen-Eis, selbst gemacht, versteht sich).
• Nüsse (Mandeln in verschiedenen Formen, Haselnüsse, Macadamia, Pistazien), Kerne (Pinien-, Sonnenblumen-, Kürbiskerne).
• Ganzes Getreide (Rollgerste, Buchweizen), Polenta-Griess usw., welche selbst in einem Kühlschrank aufbewahrt, hier einfach schnell muffig riechen – deshalb eben im Tiefkühler.
Ja, selbst mein Vorrat an getrockneten Kräutern wie Dill, Majoran, Estragon, Herbes de Provence, Bohnenkraut.
Übertriebene Vorratshaltung?
Diese gestaltet sich in den Tropen eben etwas anders, als in einem Haushalt in gemässigter Klimazone.
DIENSTAG
Am späten Dienstag-Nachmittag kommen dann endlich zwei Techniker.
«Garantie abgelaufen» ist die erste Bemerkung.
Das Gerät ist nicht viel älter, als die 3-jährige Garantie (auf die ich sowieso nichts gebe: meistens heisst es doch «oh, gerade dieser Defekt ist damit nicht gedeckt!»).
Vielmehr hoffe ich auf eine rasche Reparatur.
Meine Beschreibung des flackernden Displays lässt auf einen Elektronikschaden schliessen.
Sie müssen sich zunächst erkundigen, ob ein Ersatzteil in Bangkok vorrätig ist, werden dann die Kosten beziffern und sich bestätigen lassen, ob ich das bezahlen will.
Am Dienstag backe ich eine Pizza mit aufgetauter Peperonata (TK!), Sugo (TK!) und Mozzarella (ebenfalls TK!).

AM MITTWOCH
passiert gar nichts, ausser frischem Eis für die Boxen..
Es gibt eine in den Kühlschrank «gerettete» Lasagna (vorbereitet im TK!).
AM DONNERSTAG
bestehe ich darauf, die Nummer auf dem Service-Zettel anzurufen.
«Aaah…, jaaa…, das Ersatzteil…».
Jetzt aber bitte hopp-hopp! Rückruf nach einem halben Stündchen: «Das Ersatzteil kann bestellt werden, wird ein paar Tage dauern!».
Ich rege mich nicht weiter auf, hat keinen Sinn.

Schliesslich koche ich aus der aufgetauten Beerenmischung und einem Rest ebenfalls TK-Aprikosen eine Konfitüre: hat nicht wirklich Spass gemacht bei einer Küchentemperatur von 34 Grad die brodelnde Masse zu rühren…
Am Donnerstag gibt es bereits gebratene Hackfleischküchlein in Tomatensauce (TK!) und eine Polenta aus (TK!)-Gemüsebouillon und (frischer!) Milch.
FREITAG
Frisches Eis für die Boxen.
Aufgetaute Erbsensuppe, Brot und Salat.
Weiteres aus dem Tiefkühler aufgetaut aufzubewahren, wäre fahrlässig.
SAMSTAG
Der Techniker ruft an: sie kommen am Montag.
Ich rolle vietnamesische Sushi mit Gemüse.
SONNTAG
Frisches Eis für die Boxen.
Es gibt einen Geflügelsalat mit Ananas (aus dem Garten!) und kalten Parmesanreis.
MONTAG
Um halb Fünf kommen sie. Endlich.
Der eine mit zwei linken Händen bekommt das Display in der Türe mit Hilfe eines Saughebers zuerst nicht heraus.
Die Elektronik ist dann aber in 10 Minuten ausgewechselt.
Der Tiefkühler läuft wieder. Zeigt +32 Grad an.
Ich zahle. Der Betrag hält sich in Grenzen.
Als die beiden gehen bemerke ich deren Werkzeug, das noch neben dem TK liegt.
Ich sage nichts. 🙈
Nach einer halben Stunde stehen sie wieder da: «ähmm…, wir haben da etwas vergessen!».
Heute gibt es einen Spargel-Risotto mit der letzten Gemüsebouillon, die ich retten konnte.

UNTER DEM STRICH:
Selbst mit der Altlasten-Entsorgungs-Aktion war das ganze Intermezzo doch eher ein Frust.
Etwa ein Drittel des Inhalts konnte ich in die TK-Schublade des Kühlschranks retten, oder im Kühlschrank zur sofortigen Verwendung auftauen lassen.
Ein Drittel musste ich dennoch entsorgen. Wobei ich zugeben muss, dass darunter auch Dinge waren, die ich zwar aufbewahren wollte, aber dennoch nie für irgend etwas eingesetzt habe. Dies trotz meiner TK-«Buchhaltung» mit Post-its, die mir zeigt, was sich ausser den üblichen Dingen in welcher Schublade befindet.
Das weitere Drittel, das ich in den Boxen mit immer wieder neuem Eis einigermassen kühl halten konnte, wartet nun auf seinen bisherigen Platz, sobald wieder -18 Grad erreicht sind.
FAZIT
Wer nach Thailand auswandert, muss eine gehörige Portion Gleichmut (nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit!) im Gepäck haben.
Nicht nur für solche Reparatur-Geschichten, auch im Umgang mit Behörden und so.
Durch das Aufschreiben von Ärgernissen und Gefühlen können wir uns von negativen Gedanken und Emotionen befreien. So ist es leichter, den Fokus wieder auf positive Dinge zu lenken.
Bildnachweis: Beitragsfoto © Erin mcKenna auf Unsplash
Oh je welch ein Ärgernis- wobei du sehr recht hast, geteiltes Leid ist halbes Leid
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Musste mir dies einfach «von der Seele schreiben»!
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Oooh das hab ich auch schon erlebt…..Gott sei Dank hatten wir noch einen kleinen Tiefkühler … er sollte schon längst entsorgt sein… im Keller
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Ja, die TK-Schublade im Küchenkühlschrank hat mir teilweise auch helfen können!
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