Es braucht schon einiges, bis ich wütend werde.
Gestern
war ich lediglich aufgebracht, weil meine thailändischen Nachbarn wieder einmal all ihren Plastikmüll verbrannt haben. Es sind nicht etwa alte Leute, die weder um Ökologie, noch schädlichen, möglicherweise krebserregenden Rauch wissen – nein es sind junge Familien, die mindestens die Grundlagen von Umweltverschmutzung in der Schule mitbekommen haben sollten.
Jeden Morgen
fuggern sie ihr Essen in Plastiksäckchen aus den Garküchen an, ein leichtes wäre es doch, den Plastikkram zu sammeln und in den zahlreichen Abfalleimern entlang den Strassen zu entsorgen – PET-Flaschen sammeln sie ja auch und bringen sie in einen Recycling-Hof. Aber eben: dafür gibt es ein paar «Batzeli», ohne Preis kein Fleiss…
Schon gestern dachte ich: dass dieses Feuer alles so diesig machen muss, ist ja eine Zumutung.

der Hügel ist normalerweise ganz klar zu sehen
Heute bin ich dann allerdings richtig wütend geworden:
diese Diesigkeit hat sich noch verstärkt.
Nicht etwa durch ein erneutes, nachbarliches Feuer – nein!
In den www-News schlau gemacht erfahre ich, dass in Borneo und Sumatra wieder einmal die Regenwälder brennen.
Dies seit anfangs September, und nun zieht die hochnebelartige Rauchdecke auch über Südthailand. Viele dieser Feuer liegen in Torfregionen, die schwer zu löschen sind und über Monate schwelen.

Bereits 2015
haben wir hier im Süden von Thailand Rauchbelästigungen dieser Art erfahren.
Die Waldbrände sind kein Schicksalsschlag, sondern von Menschen gemacht. Sie entstehen, wenn degradierte Wälder mit Feuer gerodet werden. Verheerend wird es, wenn davon Torfmoorböden betroffen sind. Trocken gelegte Torfböden brennen wie Zunder.
Obwohl Brandrodungen in Indonesien verboten sind, werden immer wieder Wälder illegal abgefackelt, um neue Palmölplantagen anzulegen.
Was mich richtig wütend macht,
ist nicht etwa, dass die Sonne hier grad nicht scheint – bzw. diese hochnebelartige Rauchdecke nicht durchdringen kann – sondern dass keine Regierung oder Institution diesem frevelhaften, profitgierigen Treiben endlich einmal Einhalt gebieten kann.
Nähere Informationen dazu hier auf SPIEGEL ONLINE, die Seite wird laufend aktualisiert.
Palmöl
ist nicht etwa schlecht: es kann sehr vielseitig verwendet werden und enthält auch keine Transfette. Etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl: Margarine, Pizza, Schokoriegel, Waschmittel, Kosmetika.
Doch Palmöl hat ein schlechtes Image. Immer wieder werden die umweltschädigenden Praktiken der Palmöl produzierenden Grosskonzerne von Umweltschutzorganisationen angeprangert.
In Thailand, das mit 1,45 Millionen Tonnen zwar der drittgrösste Palmölproduzent der Welt ist, jedoch nur rund drei Prozent zur Welternte beiträgt, hat man einen anderen, einen grünen Weg eingeschlagen. Seit mehreren Jahren betreibt die Entwicklungsorganisation GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) im Auftrag des deutschen Umweltministeriums ein diesbezügliches Projekt.
In meiner direkten Umgebung werden Ölpalmen meistens auf überalterten, legal gerodeten Kautschukplantagen gepflanzt. Die Gummibäume stellen nämlich im Alter von etwa 25 Jahren die Produktion von Latex ein, so dass sie gefällt und durch neue Pflanzen ersetzt werden müssen. Bei der aktuellen Lage im Kautschuk/Latex-Markt ist der Ertrag von Ölpalmen besser und die erste Ernte schneller zu erwarten, als von Kautschukbäumen.
Die Brände sind hier schon seit Wochen ein Thema und zu oft sehen Regierungen einfach nur zu. Palmöl vermeide ich, wo es nur geht, also auch kein Nutella & Co. auch nicht, wenn es Bio ist, denn in der Regel wird dafür Dschungel gerodet, damit diese sehr lukrative Pflanze gesetzt werden kann. Der Verwertungsgrad der Ölpalme macht ihn für Investoren unwiderstehlich, aber dafür sollten keine Urwälder gerodet werden. Die Initiative bei euch finde ich gut, doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, leider!
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Du sprichst mir aus dem Herzen. Hast Du Deinen Nachbarn gesagt, Plastik verbrennen sei schädlich und sie sollten doch bitte Müllsäcke damit füllen? Wir sehen auch jeden 2. oder 3. Tag frühmorgens eine rabenschwarze Rauchsäule nicht weit von uns. Ich schlug meiner Thai Frau vor, den Ort zu lokalisieren und den Leuten die Leviten zu lesen, nein, eher sie aufklären und bitten, es zu unterlassen, oder uns beim Dorfvorsteher zu beklagen. Sie winkte ab, nein, das könne man nicht, es sei ja nicht verboten Feuer zu machen, Gartenabraum, etc., zu verbrennen, und es gäbe uns nur Probleme, die Leute könnten uns böses tun. Man reklamiert hier in Thailand nicht gerne, allerdings nicht aus Nettigkeit und Toleranz, sondern simpel wegen Bedenken vor der Reaktion, aus Angst.
Schlimmer fand ich während der 2 Monate mit sehr schlimmer Luft hier in Chiang Mai dieses Jahr, jedes Jahr März, April, als ein deutscher Vater auf dem Parkplatz der Deutschen Schule, wo alle Kinder aussteigen, ich mit meiner Tochter auch, seinen Diesel SUV laufen liess und 5m daneben etwa 15 Minuten einen Schwatz abhielt. Als ich vom Kindergarten zurück kam und ihn bat, den Motor abzustellen, wo doch die Luft auch ohne schon schlecht genug sei, schaute er mich unfreundlich an, stellte den Motor dann wenigstens ab. Also sind es auch die „gebildeten“ Deutschen, nicht nur die ignoranten Thais, bei denen es normal ist, den Motor laufen zu lassen, wenn sie im 7-Eleven was einkaufen, es könnte ja warm werden im Auto. Roller lassen sie allerdings auch laufen, ohne Klimaanlage 🙂
Die Feuer in Sumatra haben schon in den 80er Jahren die Luft in Singapore verschmutzt, als ich mit meiner Familie dort lebte, und von Feuern auf Borneo hörte man auch damals schon. Die Brände sind keine Neuheit. Palmöl ist problematisch. Intuitiv denke ich, es sei weniger die Verwendung in industriellen Nahrungsmitteln und Kosmetika usw., sondern vorwiegend der Einsatz als Biodiesel. Begonnen hat das Problem, als die EU 2003 das erste Biokraftstoffquotengesetz erlassen hat, das über Jahre steigende Anteile von Biokraftstoff verordnete. Nun soll wenigstens Palmöl als Biodiesel verboten werden.
Zitate:
„Nach der nun finalen Entscheidung der EU-Kommission wird die Verwendung von Palmöl in Dieselkraftstoff ab 2023 schrittweise reduziert und soll bis 2030 beendet sein.“
„Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) fließen 51 Prozent des in die EU importierten Palmöls in die Tanks von Autos. …….Für die mehr als eine Million Tonnen Palmöl, die jährlich in Deutschland verbraucht würden, seien 400.000 Hektar Anbaufläche nötig.“
400,000 Hektar sind 4,000 km2, 10% der Fläche der Schweiz.
Sorry, Felix, dies ist mein längster Blog-Kommentar, den ich je geschrieben habe. Ich bitte um Deine Milde.
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Danke, Erich!
Ein Kommentar zu diesem Thema kann gar nicht lange genug sein!
Ich gehe mit dir in allen Punkten einig.
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I used google translate, so probably not all of it is accurate, but I get the main idea, and it is indeed very sad!
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Felix, du sprichst mir aus dem Herzen!
Wenn ich auch Thailand, die Bevölkerung, seine Kultur, die Küche, etc. innig liebe – genau in diesem Punkt kann und will ich kein Verständnis aufbringen, wieso selbst die gebildete Bevölkerung nicht (mehr) Sorge zur Umwelt und Natur trägt! Ein unwiderbringlicher Schatz, der/die Schritt für Schritt – Jahr für Jahr bachab geht und auch der Haupteinnahmequelle – dem Tourismus – grossen Schaden bringen wird.
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Ja, und bei den Nachbarn reklamieren oder diese informieren geht nicht: siehe Kommentar von Houdini! 😕
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Was dazu wohl Greta Thunberg sagen würde…
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