FREMDE FEDERN

VOM ABKUPFERN, SICH INSPIRIEREN LASSEN UND KOPIEREN

… UND VON EINEM TAFELSPITZ

 

Bei «lieberlecker»,
einem Blog, den ich regelmässig und gerne lese, wurde kürzlich das Thema abkupfern gestreift.
Hier ein paar Gedanken dazu.


Ein Blog*
ist im ursprünglichen Sinn ein Logbuch (oder Tagebuch) im WorldWideWeb (Internet), in welchem regelmässig berichtet wird, was gerade so erlebt und gesehen wurde, womit sich die Autorin / der Autor beschäftigt und dies öffentlich protokolliert («postet»).
*Wortkreuzung aus Web und Log = Weblog, kurz Blog

Sinn und Zweck
eines Foodblogs ist, die Leserschaft für einen Beitrag zu begeistern, im besten Fall auch noch ein paar Informationen zu vermitteln, vor allem jedoch anzuregen, eine Zubereitung in der eigenen Küche umzusetzen.

Dieses Nachkochen
kann selbstverständlich sehr individuell sein. Die Verfügbarkeit von Zutaten spielt dabei ebenso eine Rolle, wie auch gewisse Vorlieben, eigene Kochgewohnheiten und Zubereitungsmethoden.

Stösst das Gericht
bei jemandem mit eigenem Foodblog auf Begeisterung, besteht oftmals der Drang ein offenbar zwanghaftes Bedürfnis, dieses sofort auch auf den eigenen Seiten zu posten.
Bestenfalls wird eine eigene Interpretation publiziert (Inspiration), im schlechtesten Fall wird einfach kopiert (abgekupfert) – man könnte dies auch als «sich mit fremden Federn schmücken» bezeichnen.
Und plötzlich entstehen fünf, sechs – nein: dutzende Versionen, die sich alle so ziemlich gleichen, doch niemand kann mehr das Original finden.
Wäre es nicht viel eleganter (und ehrlicher), einfach über das Rezept zu schreiben, das einen so begeistern konnte, möglichst mit einer eigenen Aufnahme zu illustrieren, aber ohne das Rezept auch noch abzuschreiben, sondern dafür einen Link (zum vermeintlichen Original) zu platzieren?

Selbstverständlich
lasse auch ich mich von Rezepten inspirieren, die ich irgendwo lese.
Glücklicherweise bin ich in der Lage, «freihändig» zu kochen, sprich: ich brauche kein genaues Rezept. Dadurch können sich nicht nur Mengen, sondern auch Zutaten verändern, sei es, weil ungenau oder gar falsch rezeptiert (was sehr oft der Fall ist!), sei es, weil ich andere Zutaten ebenfalls passend (oder noch passender) finde.
Daraus entsteht dann ein neues Rezept. Ist es sehr nahe am Original (bzw. am Rezept, das ich gelesen habe!), halte ich fest, wer mich dazu inspiriert hat.

So viel
zur Unsitte des Abkupferns und Kopierens.


TAFELSPITZ «GLETSCHER-STYLE»

Ein Beitrag,
der mich sofort zu begeistern vermochte, wurde von Stephan auf «Freihändig Kochen» mit viel Hintergrundinformation zur «alpenländischen Küche (III)» gepostet: «Tafelspitz im Gletscher-Style». Sehr ästhetisch, überaus lecker und dazu ganz einfach zuzubereiten.
Es geht um eine Neuinterpretation eines der österreichischen Nationalgerichte. Der Tafelspitz selbst bleibt klassisch, zum traditionellen Kren (Meerrettich) gesellt sich aber noch weisser Rettich.

bdb4a-tafelspitz
So sieht meine Interpretation aus!

Tafelspitz
bezeichnet übrigens nicht nur ein Gericht, sondern auch das dafür verwendete Fleischstück. In der Schweiz wird dieses (profan!) als «Spitze vom Huftdeckel» genannt. Das Garen von einem Tafelspitz erfolgt ähnlich, wie für ein «Siedfleisch», wobei für letzteres meistens «Brustkern» verwendet wird.

Wie dieser
Tafelspitz – übrigens als kleine Vorspeise – zubereitet und serviert wird, kann bei «Freihändig Kochen» nachgelesen werden!


Tipps zum Urheberrecht

8 Kommentare Gib deinen ab

  1. lamiacucina sagt:

    Lieber Felix, für manche Blogger (auch mich) ist der Blog ein persönliches Rezeptbuch und die Dokumentation, was man schon gekocht hat. Da ist ein klick eben einfacher als zwei. Zumal wenn Aenderungen am „Original“ vorgenommen wurden. Wichtig ist nur der link zur benutzten Quelle.

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  2. Felix sagt:

    Hallo Robert!
    Ja, ich gehe mit deiner Aussage einig. Eben diesen Link vermisse ich in den meisten Fällen, oder aus welchem Buch etwas nachgekocht wurde.
    Auch für mich ist der Blog das persönliche Rezeptbuch: was ich früher als Rezeptkarten ausgedruckt habe, ist mit den Möglichkeiten im Blog um einiges ansprechender.
    Mit besten Grüssen,
    FEL!X

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  3. Houdini sagt:

    Ja ja, da mein Blog seit langem vernachlässigt ist, konnte ich auch nicht nicht abkupfern und auch nicht nachempfinden, oder dann nur in der Küche. Mich stört es aber nicht, und ich verstehe es auch, wenn jemand, wie Du schreibst, in ihrem Blog berichtet, was sie heute gerade gekocht hat oder was ihr besonders schmeckte, auch wenn sie direkt und 100% aus Betty B abgekupfert hat. Ein Quellennachweis kann hilfreich sein für den Leser und nützlich für den Kochbuchautor und wäre nett, erwarte ich eigentlich.
    Mangelnden sprachlichen Stil sehe ich beim Koch mit dem „Gletscher-Style“ 😉

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  4. Stephan sagt:

    Hallo Felix,
    inspirierend ist für mich der schwarze Teller auf dem Du die Gletscher-Kreation angerichtet hast.

    @ Houdini: Danke für den Hinweis, … auch wenn „mangelnder sprachlicher Stil“ mir bisher noch nicht attestiert wurde. Wenn ich von Auftraggebern/Agenturen bisher nicht immer positives Feedback bekommen hätte, würde ich mir tatsächlich Sorgen machen. Trotzdem schätze ich Deine Kritik, denke darüber nach und bin mir bewusst, dass meine Zielgruppe/Fangemeinde wie so vieles im Leben nicht unendlich ist 😉

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  5. Houdini sagt:

    Aha. Ich habe etwas gegen Wortgebilde, die aus verschiedenen Sprachen stammen, somit auch gegen den Gletscher-Style. Tafelspitz Glacier ginge bei mir noch durch, aber beinahe lieber wäre mir etwas wie Tafelspitz mit Rettich oder so. Und Deine Bemerkung betreffend der Auftraggeber/Agenturen nehme ich Dir gerne ab, denn diese richten sich nach dem Niveau der Leserschaft.

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  6. Anonym sagt:

    Quellenangaben sind defintiv Ehrensache. 🙂
    Und mein Blog ist inzwischen tatsächlich mein liebstes „Kochbuch“, wenn ich mal völlig auf dem Schlauch stehe. Da weiß ich immerhin genau, dass ich etwas schon einmal genau so gemacht habe und kann mich blind darauf verlassen. Dass miit em freihändig kochen geht mir leider noch nicht so leicht von der Hand…
    Liebe Grüße aus Hamburg,
    Eva

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  7. Felix sagt:

    Eben.
    Und mit dem Nachschlagen geht es mir genau so, damit ich weiss, welches Kräutlein mir bei etwas Bestimmtem so gut geschmeckt hat (weil es dafür verschiedene Möglichkeiten gäbe).
    Ohne Rezept kochen kommt plötzlich von alleine! Ich bin mir fast sicher, dass du mittlerweile genau weisst, was und wieviel davon du für eine Genoise brauchst und dafür nicht immer wieder nachschlagen musst. Ein Gefühl für Mengenverhältnisse stellt sich auch irgendwann ein und dann muss man für eine Grundsauce nicht alles immer wieder abwägen/-messen, sondern «macht» einfach.
    Du wirst schon sehen!

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  8. Superschönes Foto 😊

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