WIE WÄCHST EIGENTLICH EINE ANANAS?
Eine Dokumentation, wie Ananas in meinem Garten und Umgebung gedeihen.
Wahrscheinlich war es Kolumbus,
der auf seiner zweiten (?) Karibikreise 1496 als erster Europäer eine Ananas geniessen konnte. Mit ihrem köstlichen, süss-säuerlichen Aroma wird Ananas zu Recht auch «Königin der Tropenfrüchte» genannt.
Wie wachsen denn Ananas eigentlich?
Verführerisch schmeckt eine Ananas – aber ist es tatsächlich eine Frucht?
Ja und nein: die sogenannte Ananasfrucht setzt sich aus den Beeren-Früchten des ganzen Fruchtstandes sowie der Fruchtstandsachse und dem Blattschopf an der Spitze zusammen, ist also ein Beerenfruchtverband. Gegessen werden eigentlich die verdickten, fleischig gewachsenen, faserigen Tragblätter der Blüte.
Die verdickte Achse im Zentrum ist je nach Sorte zäh und wird beim Aufschneiden meistens entfernt.
Das Äussere des Fruchtstandes – also die «Rinde» – besteht aus den verwachsenen Kelch- und Blütenblättern, dem obersten Teil der Fruchtknoten und den braunen, häutigen Enden der Tragblätter.
Die Fruchtbildung
dauert nach der Pflanzung 14–16 Monate, nach dem Blütenstand etwa dreieinhalb Monate.
Aus einem abgeschnittenen, eingepflanzten Blattschopf einer geernteten Frucht wächst in meinem Garten wieder eine neue Pflanze nach.

Ernte
Ananas zählen zu den nicht klimakterischen Früchten, reifen also nach der Ernte nicht nach.
Allerdings sagt man hier, dass einer frisch geernteten Ananas noch ein paar Tage Zeit gegeben werden sollte, um sich sozusagen «von der Pflanze zu verabschieden»!
Reif ist eine Ananas, wenn sie duftet und sich ein Blatt leicht aus der Blattkrone zupfen lässt.
Grün ist kein Zeichen der Unreife: je nach Sorte sind auch grünschalige Ananas durchaus reif.

Sorten
In Thailand werden Ananas «sap-bpa-rohd» genannt.
Es gibt eine grosse Anzahl von lokalen Sorten. Manche sind gelb, andere grün.
Eine überaus aromatische, ganz kleine Ananas ist hier als «phu lae» bekannt, sie kann sozusagen mit Stumpf und Stiel gegessen werden.
Für den kommerziellen Anbau
sind weltweit nur wenige Sorten von Bedeutung:
- Cayenne Gruppe mit Smooth Cayenne, Kew, Hilo, Baron Rothschild
- Queen-Gruppe mit Natal Queen, Victoria, Alexandra, MacGregor, Z. Queen, Ripley Queen und Fairy Queen
- Spanish-Gruppe mit Singapore Spanish, Red Spanish
- Pernambuco-Gruppe mit Pernambuco, Sugar Loaf, Abacaxi, Paulista
- Perolera-Gruppe mit Milagreña, Perolera, Tachirense, Maipure
Aufbewahren
Am besten kühl, jedoch eher nicht im Kühlschrank.
Wie oben erwähnt: Ananas reifen nicht nach.

Schälen
- Blattschopf und Stielansatz wegschneiden, längs vierteln oder achteln, die faserige Längsachse wegschneiden. Fruchtfleisch als ganzes Stück von der Schale und schliesslich in Stücke schneiden.
oder:

- Blattschopf und Stielansatz wegschneiden, Schale von oben nach unten mit einem Messer dünn wegschneiden, «Augen» im Verlauf der diagonalen Reihen in keilförmigen Streifen herausschneiden (es gibt dafür auch ein Spezialmesser). Quer in Scheiben schneiden, holzigen Strunk entfernen.
Es kommt mir so vor, dass bei den hiesigen Früchten die Mittelachse zarter ist, als ich es von nach Europa importierten Früchten in Erinnerung hatte. Ich kann sie meistens mitverwenden.
«Ausbeute»
Schon klar: wenn eine grosse Ananas mehr Fruchtfleisch liefert, als für eine Zubereitung nötig, isst man den Rest ganz einfach so.
Trotzdem ist es manchmal ganz nützlich zu wissen, wie sich die Anteile zur ganzen Frucht verhalten. Meine Erfahrung zeigt, dass von einer ganzen Ananas knapp die Hälfte essbarer Anteil ist.
Eigenschaften pro 100 g essbarer Anteil:
Brennwert 232 kJ (56 kcal), Wasser 84,7 g, Kohlenhydrate 12,4 g, Ballaststoffe 1,4 g, Eiweiss 0,5 g, Fett 0,2 g
Mineralien: Kalium 173 mg, Magnesium 17 mg, Kalzium 16 mg, Phosphor 9 mg, Eisen 400 µg, Zink 260 µg, Mangan 110 µg, Kupfer 80 µg
Vitamine: Ascorbinsäure (C) 20 mg, Niacin (B3) 0,3 mg, Pantotensäure (B5) 180 µg, Tocopherol (E) 100 µg, Thiamin (B1) 80 µg, Pyridoxin (B6) 75 µg, Vitamin A (als Beta-Carotin) 60 µg, Riboflavin (B2) 30 µg, Phyllochinon (K) 10 µg
Aminosäuren: essentielle Aminosauren 180 mg (wovon Tryptophan 6 mg)
Quelle: Nährwertrechner.de
Besonderheiten
Das in rohen Früchten enthaltene Enzym Bromelain verträgt sich nicht mit Gelatine, die Fruchtsäuren nicht mit Milchprodukten, es sei denn, die Frucht wird gekocht oder pasteurisiert (Saft, Konserve).
Verwendung
- einfach so geniessen (ja logisch!)
- in pikanten Salaten, z.B. «Pikanter Ananassalat»
- in Curry-, Reis-, Geflügel-, Fisch- und Fleischgerichten, z.B. «Ananas-Hähnchen-Curry» (Bild oben)
- zu Chicorée, Avocado
- in Fruchtsalaten
- als Sorbet
- Kuchen
- Saft in Getränken, z.B. Piña colada
usw.
Getrocknete Ananas
Kandiert in Ringen oder Stücken.
Konserven
Als Ringe oder in Stücken pasteurisiert in Dosen.
Ananasblätter
Die schmalen, ausladenden Blätter weisen je nach Sorte feine, fast unsichtbare Stacheln auf. Fährt man mit der Hand zwischen die Blätter – Unkraut jäten! – kann man sich ganz schön verletzen.
Verwertung nicht essbarer Anteile
Der Abfall, der bei der Konservenherstellung anfällt (der Zentralstrang und die Schale), kann als Frisch- oder Trockenfutter für Wiederkäuer und Schweine verwendet werden.
Auf den Philippinen werden Fasern der Blätter zu Textilfasern verarbeitet, aus denen z.B. Barong Tagalog und andere formelle philippinische Kleidung gefertigt wird.
Als ökologische Fussmatten in Autos aus so genanntem Ananasleder, das aus Blättern der Tropenfrucht hergestellt wird.
Ananas als Zierelement
- Eiskübel, Teekannen oder andere Behälter in Ananas-Form
- Foto-Tapeten
- Schmuckanhänger
- Aufsatz auf Säulen aus Zement
- sogar als Dachformen auf barocken Gebäuden, auf den 2 Bildern rechts: «Dunmore Pineapple», Schottland

Ja, und dann gäbe es ja auch noch die Flug-Ananas…
aber das ist ein anderes Thema!
Deine „Flug-Ananas“ ist sehr gelungen – bist du in Bastel-Laune?
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Stets! Und etwas Humor schadet ja nie!
Danke, liebe Sabine!
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Very interesting! 🙂
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Tank you, Ronit!
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Die Ananas in deiner (?) Hand ist ein Prachtstück! Selten sieht man hier so ein perfektes Exemplar.
Dass man aus den Pflanzenresten Kleidung machen kann, war mir neu. Danke für die Weiterbildung!
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Die aus eigenem Garten sind ganz einfach wun-da-baaaaar!!!
Das mit der Kleidung wusste ich auch nicht – recherchieren bildet! 🤓
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Lieber Felix,
als Neubürgerin vor vielen Jahren auf dem Hamburger Ise-Markt : „Na, mien Deern, willste ’ne seute Fluch-Ananas?“. So etwas wollte ich natürlich nicht, süß hin oder her. Erst Zuhause kam die Erleuchtung: der norddeutsche Sprachgesang macht aus Flug einen Fluch…
Herzliche Grüße,
Sandkorn
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